QUADRATUR DES KREISES
Die relativ moderaten Ansprüche, die J. S. Bachs Französischen Suiten an den Klavierspieler stellen, bedeuten nicht, dass sie nur den Charakter von Übungsstücken hätten. Mit ihrem übersichtlichen, oft nur zwei- oder dreistimmigen Kontrapunkt erinnern sie zwar manchmal an die Sinfonien und Inventionen, die Bach eigens für Unterrichtszwecke komponiert hat. In beiden Fällen versteht sich Bach aber wie kaum ein anderer darauf, Poesie und pädagogische Absicht wie selbstverständlich miteinander zu verbinden, wobei bei den Suiten naturgemäß die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen barocken Tanzmodellen im Vordergrund steht.
Die transparente Textur der Musik stellt auf dem Cembalo andere Anforderungen als auf dem modernen Flügel. Sorgen hier glitzernde Verzierungen für ein dynamisches, federndes Profil, ist es dort eine entsprechende Anschlagskultur. Evgeni Koroliov versteht sich darauf exzellent. Er gestaltet mit Fingerspitzengefühl und verzichtet darauf, der Musik ein interpretatorisches Konzept überzustülpen. Weder gleitet er legato- und rubatoselig ins Ungefähre und Meditative ab noch skelettiert er die Musik durch zu trockene Akzente. Stattdessen findet er für jedes Stück eine eigene Lösung. Sein Spiel ist gleichsam maßgeschneidert, bis hin zu den wohlgesetzten Verzierungen. Bemerkenswert ist auch sein Sinn für farbliche und klangräumliche Differenzierung gerade bei den geringstimmigen, langsamen Sätzen. Prägnant heben sich davon die virtuoseren Stücke ab. Koroliov vermeidet da jede motorische Routine, legt Wert auf innere Bewegtheit und Spannung. Allemande, Courante, Sarabande, Menuet und Guige werden da fast zu Charakterstücken.
So frei und atmend habe ich die Musik selten gehört, da gelingt Koroliov erneut die Quadratur des Kreises aus barocker Architektur und romantischem Ausdruck. Diese Aufnahme bietet durchgehenden Genuss, der Geist und Sinne gleichermaßen anspricht und aufbaut. Georg Henkel
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Die transparente Textur der Musik stellt auf dem Cembalo andere Anforderungen als auf dem modernen Flügel. Sorgen hier glitzernde Verzierungen für ein dynamisches, federndes Profil, ist es dort eine entsprechende Anschlagskultur. Evgeni Koroliov versteht sich darauf exzellent. Er gestaltet mit Fingerspitzengefühl und verzichtet darauf, der Musik ein interpretatorisches Konzept überzustülpen. Weder gleitet er legato- und rubatoselig ins Ungefähre und Meditative ab noch skelettiert er die Musik durch zu trockene Akzente. Stattdessen findet er für jedes Stück eine eigene Lösung. Sein Spiel ist gleichsam maßgeschneidert, bis hin zu den wohlgesetzten Verzierungen. Bemerkenswert ist auch sein Sinn für farbliche und klangräumliche Differenzierung gerade bei den geringstimmigen, langsamen Sätzen. Prägnant heben sich davon die virtuoseren Stücke ab. Koroliov vermeidet da jede motorische Routine, legt Wert auf innere Bewegtheit und Spannung. Allemande, Courante, Sarabande, Menuet und Guige werden da fast zu Charakterstücken.
So frei und atmend habe ich die Musik selten gehört, da gelingt Koroliov erneut die Quadratur des Kreises aus barocker Architektur und romantischem Ausdruck. Diese Aufnahme bietet durchgehenden Genuss, der Geist und Sinne gleichermaßen anspricht und aufbaut. Georg Henkel
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