Eine Überraschung gelingt dem kleinen, aber feinen Label TACET mit der Debut-CD der jungen, viel versprechenden Sopranistin Marret Winger und ihrem Begleiter Steffen Hartmann. Die 21 ausgewählten Lieder spannen einen breiten Bogen der Affekte von ernsten goetheschen Mignon-Liedern über leichtfüßig-ironische Keller-Lieder, südländisch gefärbte Beispiele aus dem Spanischen und Italienischen Liederbuch bis hin zu fragilen wie überschwänglichen Mörike-Liedern. Oberthema ist die Liebe, die gelingende, aber auch die scheiternde oder zerbrechende.
Die hieraus resultierenden Gefühlswelten werden von Marret Winger mit bewunderswerter Intensität nachgespürt, sie lässt sich mit ihrem exzellenten Begleiter voll und ganz auf die jeweiligen Stimmungen ein und erzielt durch eine natürlich-direkte Gestaltung Glaubhaftigkeit. Ihre klare, technisch souverän geführte Stimme mit sympathisch-warmer Tongebung lässt weder in der Höhe (Elfenlied) noch in der Tiefe (Anakreons Grab; Mignon) Wünsche offen. Mühelos meistert sie auch schwierige Registerwechsel (Elfenlied) und trifft kongenial das wolfsche Melos. Besonders ausdrucksstark wird Winger, wenn sie ihre Stimme zurücknimmt, im Parlando spielt und dadurch beim Hörer eine fast mimische Suggestion erreicht (Du milchjunger Knabe; Philine).
Dass ihre Stimme aber auch durchaus ins Dramatische geht, kommt der intensiven Darstellung zum Beispiel im Gesang der Mignon (Kennst du das Land) zugute. Ähnliches gilt für die balladeske Wirkung im 5. Kellerlied (Das Köhlerweib ist trunken) sowie für vom Komponisten vorgegebene große Crescendi zur Steigerung des Affekts (Er ist′s; Mignon-Lieder).
Als tadellos ist Wingers Artikulation zu bezeichnen, mit einer bemerkenswert facettenreichen Stimme lotet sie die jeweiligen Charaktere aus. Des Öfteren spürt man förmlich ihre Lust an der Gestaltung (Klinge, klinge mein Pandero; Die Spröde), sie agiert sowohl mit temperamentvollem Überschwang als auch mit innerem Abstand, der eine tiefere Struktur des Textes deutlich werden lässt.
Dabei wird sie von Steffen Hartmann quasi kongenial am Klavier unterstützt, er ordnet sich in den aussagestarken Passagen sensibel unter, sorgt aber auch durch virtuos-zupackende Klangballungen für variable Stimmungswechsel.
Hervorzuheben ist schließlich die ausgezeichnete Aufnahmetechnik. So wähnt man sich dank einer sehr präsenten und trotzdem weichen Abmischung förmlich mitten im Geschehen. Wieder einmal überzeugt die Aufnahmephilosophie von TACET durch ein stimmiges Miteinander von Interpreten und Aufnahme.
Dass Marret Wingers Liebe - laut Booklet - insbesondere dem Liedgesang gilt, ist nach dieser gelungenen CD gut nachzuvollziehen. Tretet ein - dieses Motto des ersten Liedes könnte symbolisch stehen für den weiteren Weg dieser Sängerin, der noch weitere positive Überraschungen offenbaren sollte.
Klaus-Jürgen Etzold
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Die hieraus resultierenden Gefühlswelten werden von Marret Winger mit bewunderswerter Intensität nachgespürt, sie lässt sich mit ihrem exzellenten Begleiter voll und ganz auf die jeweiligen Stimmungen ein und erzielt durch eine natürlich-direkte Gestaltung Glaubhaftigkeit. Ihre klare, technisch souverän geführte Stimme mit sympathisch-warmer Tongebung lässt weder in der Höhe (Elfenlied) noch in der Tiefe (Anakreons Grab; Mignon) Wünsche offen. Mühelos meistert sie auch schwierige Registerwechsel (Elfenlied) und trifft kongenial das wolfsche Melos. Besonders ausdrucksstark wird Winger, wenn sie ihre Stimme zurücknimmt, im Parlando spielt und dadurch beim Hörer eine fast mimische Suggestion erreicht (Du milchjunger Knabe; Philine).
Dass ihre Stimme aber auch durchaus ins Dramatische geht, kommt der intensiven Darstellung zum Beispiel im Gesang der Mignon (Kennst du das Land) zugute. Ähnliches gilt für die balladeske Wirkung im 5. Kellerlied (Das Köhlerweib ist trunken) sowie für vom Komponisten vorgegebene große Crescendi zur Steigerung des Affekts (Er ist′s; Mignon-Lieder).
Als tadellos ist Wingers Artikulation zu bezeichnen, mit einer bemerkenswert facettenreichen Stimme lotet sie die jeweiligen Charaktere aus. Des Öfteren spürt man förmlich ihre Lust an der Gestaltung (Klinge, klinge mein Pandero; Die Spröde), sie agiert sowohl mit temperamentvollem Überschwang als auch mit innerem Abstand, der eine tiefere Struktur des Textes deutlich werden lässt.
Dabei wird sie von Steffen Hartmann quasi kongenial am Klavier unterstützt, er ordnet sich in den aussagestarken Passagen sensibel unter, sorgt aber auch durch virtuos-zupackende Klangballungen für variable Stimmungswechsel.
Hervorzuheben ist schließlich die ausgezeichnete Aufnahmetechnik. So wähnt man sich dank einer sehr präsenten und trotzdem weichen Abmischung förmlich mitten im Geschehen. Wieder einmal überzeugt die Aufnahmephilosophie von TACET durch ein stimmiges Miteinander von Interpreten und Aufnahme.
Dass Marret Wingers Liebe - laut Booklet - insbesondere dem Liedgesang gilt, ist nach dieser gelungenen CD gut nachzuvollziehen. Tretet ein - dieses Motto des ersten Liedes könnte symbolisch stehen für den weiteren Weg dieser Sängerin, der noch weitere positive Überraschungen offenbaren sollte.
Klaus-Jürgen Etzold
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