Long live the tube! Auch die jüngste Veröffentlichung aus der „transistorfreien“ Serie von Tacet ist ein klangliches Juwel. Was Tonmeister Andreas Spreer mit seiner nostalgischen Spitzentechnik, bei der für die Aufnahme ausschließlich Röhren-Mikrofone und Röhren-Verstärker zum Einsatz kommen, hier wieder auf die Scheibe gezaubert hat, ist von einer Natürlichkeit, Wärme und Lebendigkeit des Klangs, wie wir sie längst verloren glaubten und schon fast vergessen hatten. Hier klingt eine Geige noch wie eine Geige.
Musikalisch glaubt man etwas von dem enormen Druck zu spüren, den heute wohl jeder empfindet, der sich an Vivaldis vielstrapaziertes Opus macht. Ein offenes, unbefangenes Spiel ist da kaum noch möglich. Anders lässt sich nicht erklären, dass in dieser bis ins Kleinste sorgfältig durchgestalteten Aufnahme simple musikalische Sachverhalte wie Sequenzen, Alternanz oder Vorhalte und Auflösungen keine adäquate Umsetzung erfahren und manche Feinheit der Betonung der Aufmerksamkeit entgeht. Glücklicherweise erliegen Daniel Gaede und das vortreffliche Orchester aus Sopot nicht der Versuchung, die unter aktualisierendem oder historisierendem Vorwand aufgepeppten Versionen mancher Kollegen übertrumpfen zu wollen, sonder halten sich streng an den Text und bleiben im vorgegebenen Rahmen. Der hastige Kopfsatz des „Frühlings“, in dem die Vollbremsungen vor jeder Solo-Episode keineswegs plausibel wirken, und die wenig schwingende „Danza pastorale“ dämpfen zunächst die Erwartungen, doch in der Folge nimmt das Hörvergnügen stetig zu. Gaede spielt reaktionsschnell, mit feiner Artikulation, in der Phrasierung allerdings nicht immer überzeugend. Das Orchester lässt Blitz, Donner und Sturm gehörig knattern, doch die Bravour, mit der die Allegro-Teile rekordverächtig durchgezogen werden, tendiert zur Glätte und hat einen Hauch des Mechanischen. Lob verdienen der ungenannte zuverlässige Continuo-Cellist und das unruhig durch den Schlaf der Betrunkenen geisternde Cembalo (leider ist hier, beim zweiten Satz des „Herbstes“, die Track-Markierung auf der CD verrutscht !).
Die beiden zugegebenen weniger bekannten Concerti, von denen das g-Moll-Violinkonzert besonders gefällt, erscheinen lockerer musiziert als die Vier Jahreszeiten – gerade so, als wäre der Druck jetzt von allen Beteiligten genommen. Last not least sei auf den bedenkenswerten Booklet-Artikel von Christoph Ullrich hingewiesen, der diese insgesamt sehr erfreuliche Produktion abrundet.
Sixtus König
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Musikalisch glaubt man etwas von dem enormen Druck zu spüren, den heute wohl jeder empfindet, der sich an Vivaldis vielstrapaziertes Opus macht. Ein offenes, unbefangenes Spiel ist da kaum noch möglich. Anders lässt sich nicht erklären, dass in dieser bis ins Kleinste sorgfältig durchgestalteten Aufnahme simple musikalische Sachverhalte wie Sequenzen, Alternanz oder Vorhalte und Auflösungen keine adäquate Umsetzung erfahren und manche Feinheit der Betonung der Aufmerksamkeit entgeht. Glücklicherweise erliegen Daniel Gaede und das vortreffliche Orchester aus Sopot nicht der Versuchung, die unter aktualisierendem oder historisierendem Vorwand aufgepeppten Versionen mancher Kollegen übertrumpfen zu wollen, sonder halten sich streng an den Text und bleiben im vorgegebenen Rahmen. Der hastige Kopfsatz des „Frühlings“, in dem die Vollbremsungen vor jeder Solo-Episode keineswegs plausibel wirken, und die wenig schwingende „Danza pastorale“ dämpfen zunächst die Erwartungen, doch in der Folge nimmt das Hörvergnügen stetig zu. Gaede spielt reaktionsschnell, mit feiner Artikulation, in der Phrasierung allerdings nicht immer überzeugend. Das Orchester lässt Blitz, Donner und Sturm gehörig knattern, doch die Bravour, mit der die Allegro-Teile rekordverächtig durchgezogen werden, tendiert zur Glätte und hat einen Hauch des Mechanischen. Lob verdienen der ungenannte zuverlässige Continuo-Cellist und das unruhig durch den Schlaf der Betrunkenen geisternde Cembalo (leider ist hier, beim zweiten Satz des „Herbstes“, die Track-Markierung auf der CD verrutscht !).
Die beiden zugegebenen weniger bekannten Concerti, von denen das g-Moll-Violinkonzert besonders gefällt, erscheinen lockerer musiziert als die Vier Jahreszeiten – gerade so, als wäre der Druck jetzt von allen Beteiligten genommen. Last not least sei auf den bedenkenswerten Booklet-Artikel von Christoph Ullrich hingewiesen, der diese insgesamt sehr erfreuliche Produktion abrundet.
Sixtus König
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