Das Auryn Quartet existiert seit 1981 in derselben Besetzung und hat jetzt einen Grad an Reife erlangt, den nur wenige Ensembles während glücklicher Phasen ihrer Karriere besessen haben. Die Balance zwischen den vier Instrumenten, die harmonische Mischung ihrer warmen Klangfarben, das vollkommene Ineinandergreifen der Stimmen, der gemeinsame Atem - man konnte das alles schon auf früheren CDs der Auryns erahnen, etwa den wundervollen Schubert-Interpretationen. Aber so vollendet wie heute haben sie damals doch noch nicht musiziert. Bei der Gesamteinspielung von Haydns Streichquartetten standen jetzt die drei Quartette op. 74 an. Haydn komponierte sie zwischen zwei Reisen nach London, wo er erlebt hatte, dass Kammermusik ebenso Bestandteil öffentlicher Konzerte sein konnte wie eine Symphonie. Die Musik spiegelt das in ihren satt klingenden homophonen Abschnitten ebenso wider wie in der virtuosen Ausgestaltung der Partie der ersten Violine und einem enorm auf Wirkung bedachten Schlusssatz wie dem Finale des so genannten "Reiterquartetts". Die Auryns blieben sich einmal mehr treu: Vermutlich gibt es schroffere oder virtuosere Aufnahmen der Quartett - schönere nicht.
Heinz Gelking
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