Die neue Beethoven-CD von Markus Schirmer voller Begeisterung in die Hand gedrückt bekommen, nach Hause gehastet, den Tonträger mit großer Erwartung in den CD-Player katapultiert, den ersten Satz der "Waldstein"-Sonate gespielt; und nochmals gespielt; und nochmals gespielt; und...
Es gibt nicht eben einen Mangel an Interpretationen von Beethoven-Sonaten. So richtig misslungen oder gar verachtenswert ist keine davon. Die interpretatorischen Zugänge freilich sind ganz unterschiedlich. Von sehr forsch (Rudolf Buchbinder) bis musikantisch, ohne scharfe Ecken und Kanten (Andras Schiff). Einen weiteren interessanten Weg zu Beethoven wählt Markus Schirmer. Er beschreitet diesen konsequent energetisch, dynamisch, aber auch stets sinnlich und und leidenschaftlich, Schritt für Schritt nachvollziehbar. Es ist begeisternd, wie Schirmer Ton für Ton transparent macht, nichts kaschiert, nichts mittels Pedaleinsatz verschwimmen lässt.
Drei Sonaten hat der Meisterinterpret für die neue CD-Produktion auf dem deutschen "Tacet"-Label aufgenommen, wobei die "Waldstein"-Sonate die Hörer unmittelbar packt. Schirmers Spieltechnik ist präzise und glasklar. Das kommt der voluminösen, räumlich exzellent auflösenden Aufnahme sehr entgegen. Eingespielt in der Grazer Helmut-List-Halle lässt das Album auch klangtechnisch keine Wünsche offen. Die neue CD ist Schirmers zweite Beethoven-Vorlage nach den Schubert-, Haydn-, Mozart-, Ravel-, und Mussorgsky-Aufnahmen. Sein Oeuvre wächst, und das ist gut so. Es dokumentiert die spannenden Entwicklungslinien eines hervorragenden österreichischen Musikers, der auch mit seiner hinreißenden Natürlichkeit punktet. Sowohl menschlich als auch künstlerisch. (...)
Heinz M. Fischer
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