Der österreichische Pianist Markus Schirmer liebt vor allem seinen Landsmann Schubert. Für sein Schubert-Debüt erhielt der 45-jährige Grazer einen "Preis der deutschen Schallplattenkritik". Die aktuelle Platte ist jedoch Beethoven gewidmet, und zwar dessen mittlerer Schaffensperiode, in welcher sich der 30-jährige Komponist in einer Art künstlerischer Midlife-Crisis befand. Ein Ergebnis seines Neuerungswillens war die "Waldstein"-Sonate. Das Hauptthema dieses radikalen Stücks spielt der Pianist wie Rockmusik mit anderen Mitteln. Er legt einen derart peitschenden und elektrisierenden Drive an den Tag, dass es dem Widmungsträger, dem Grafen Waldstein, die Perücke vom Kopf gefegt hätte. Die älteren Sonaten op. 31 geht Schirmer heiter und keck an, so dass das Erbe Haydns und Mozarts aufscheint. Dieser charismatische Pianist vereint Gefühl und Intellekt. Seinem Spiel folgt man gebannt wie einem Krimi.
Antje Rößler
<< back