Der polnische Pianist und Komponist Theodor Leschetizky (1830-1915) studierte noch bei Carl Czerny und Simon Sechter in Wien. Er selbst unterrichtete bereits mit 14 Jahren und machte sich als Konzertvirtuose einen Namen. Im Alter von 24 Jahren etablierte er sich in Sankt Petersburg, wo er 1862 zusammen mit Anton Rubinstein das Konservatorium gründetet. Er gilt daher auch als einer der Urväter der russischen Klavierschule. 1878 ging er zurück nach Wien. Die Liste seiner Schüler liest sich wie ein 'Best of': Ignaz Paderewski, Artur Schnabel, Ossip Gabrilowitsch, Elly Ney, Miecyslaw Horszowski, Benno Moiseiwitsch, Paul Wittgenstein, Ignaz Friedman... Als Komponist schrieb er zwei Opern, ein Klavierkonzert, Lieder und über 70 Klavierstücke, wovon er am 18. Januar 1906 sieben Stück für das Reproduktionsklavier Welte-Mignon im Leipziger Aufnahmestudio von Welte aufnahm, nebst fünf weiteren Kompositionen. Wenn man die recht eigenwilligen, einfallsreichen Interpretationen der Mozart-Fantasie KV 475, des Chopin Nocturnes Nr. 8 bzw. der Polonaise Nr. 9 hört, bedauert man sofort, dass er nicht mehr Werke bekannter Komponisten eingespielt hat. Doch die absolute Klarheit seines Spiels ist auch an seinen eigenen Kompositionen zu ermessen, wobei Klarheit gleichzusetzen ist mit Transparenz und Helligkeit.
RéF

<< back