'Schauernd kühlte jeder Tropfen / Tief bis an des Herzens Klopfen.' Ob das Thema des Regenlieds nach einem Gedicht von Klaus Groth, das Brahms im Finale seiner G-Dur-Sonate anklingen lässt, dem Komponisten die Haltung für jenes Stück eingegeben hat, unter dessen freundlich-unbeschwerter Oberfläche man das Pochen eines nervösen Herzens hören kann? Brahms hat die Sonate op. 78 Clara Schumanns Sohn Felix gewidmet, der 1879 an Tuberkulose starb und dessen Tod ihn sehr getroffen hat: Felix war sein Patenkind. Auch in Brahms' anderen beiden Violinsonaten liegt der musikalische Gehalt nicht immer offen zutage, sondern muss aus dem motivischen Dickicht, das Brahms über die Sätze spannt, freigelegt werden. Mit solistischen Attitüden ist hier wenig gewonnen, und so liegt die Qualität der Neueinspielung der drei Sonaten mit dem Geiger Daniel Gaede und der Pianistin Xuesu Liu vor allem im kammermusikalischen Gleichklang, mit dem sie den emotionalen Facetten dieser vielschichtigen Musik nachspüren - auf höchstem technischen Niveau und mit einer gestalterischen Souveränität, die immer die Musik selber sprechen lässt.
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