(...) Eine klanglich wie musikalisch brillante Aufnahme
In gedämpften Farben breitet Markus Schirmer das sonnige Akkordmotiv am Beginn der ersten Es-Dur-Sonate op. 27 aus. Ruhig fließend, später zunehmend hüpfend, perlen dazu die Tonleitern der linken Hand. Schirmer gönnt sich auch im kecken Staccato des zweiten Satzes den Luxus dynamischer Reserviertheit; versunken schreitet sein "Adagio con espressione". So spannt er einen konsequenten Bogen zum entscheidenden Finalsatz; so montiert er die ganze, vielgliedrige CD zur klangdramaturgischen Einheit.Da klingen die kurzen Sonaten op. 49, zwei Sonatinen sowie Variationen über ein Schweizer Lied alles andere als beiläufig, sorgt Schirmer mit mechanischer Makellosigkeit und lustvollen Details für anschauliche Entwicklungen.
Mit der letztgereihten zweiten Sonate op. 27, der "Mondscheinsonate", folgt nach so viel ungetrübter Wiener Klassik aber doch ein deutlicher Bruch: Sein unendlich langsames, mit surrealer Zurückhaltung in die Fazioli-Tasten gebettetes "Adagio sostenuto" ist ein zwar stilles, aber unheimliches, kaum greifbares Wasser. Mit grandioser Tiefenschärfe brodelt zuletzt das "Presto agitato" auf seinen Siedepunkt zu, auf eine bewegte Eruption, die ganz ohne plakative Grobheiten auskommt
Matthias Wagner
<< back