Korngolds späte Instrumentalmusik nutzt durchweg seine Filmmusik für Hollywood; seine frühe Kammermusik hingegen hängt vielfältig mit seinen zur gleichen Zeit komponierten Opern zusammen, ohne doch aus ihnen zu zitieren. So steht das Streichsextett op. 10 (1916/1917) in einem engen Zusammenhang mit seinen beiden Operneinaktern "Der Ring des Polykrates" sowie "Violanta". Und das Klavierquintett op. 15 (1923) gehört in den musikalischen Kontext seiner Oper "Die tote Stadt".
Solche Kontexte können die ungewöhnlichen Züge erklären helfen, welche diese Kammermusik besitzt, etwa den Tonfall, der unverkennbar opernhaft wirkt, den leichteren musikalischen Habitus, der so gar nicht zu rigider Kammermusik zu passen scheint, oder auch die Konzeption und Anlage eines Satzes geradezu als "Szene".
Die interpretatorischen Fallstricke, die solche Musik bietet, die zudem auch noch mit einer jugendstilartigen Musikfülle wuchert, sind beträchtlich: Eine nüchtern-sachliche Interpretation, die sich stur an das Notierte hält, verfehlt die faszinierende Ambivalenz dieser Werke, eine pointierende hingegen gerät leicht kitschig-pomphaft. Die Camerata Freden aus Freden an der Leine, einem Städtchen im Süden von Hildesheim, windet sich souverän mit sicherer Musikalität an diesen Fallstricken vorbei: durch spieltechnische Gediegenheit, mit der sich vor allem auch zwanglos-unverkrampft ein gelöstes, gewissermaßen "natürliches" Musikmachen mitteilt. Hier wird nicht Musik interpretatorisch beladen oder in Form gebracht; vielmehr scheint umgekehrt die facettenreiche Musik ein ebenso differenziertes Musizieren in Gang zu setzen, das auf Anhieb gänzlich überzeugt und dieser Musik zu einer eindringlichen Präsenz verhilft.
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