TACET-Chef Spreer ist durch Übertragungen von Welte-Mignon-Rollen ebenso bekannt geworden wie durch seine Testplatten und kreativen Mehrkanal-Discs. Nach 17 CDs mit Komponisten und Pianisten wie Debussy, Ravel, Strauss, Mahler, Saint-Saens, Grieg, Horowitz und Schnabel (alle zwischen 1900 und 1930 eingespielt) folgt Nummer 18 mit Unterhaltungsmusik aus den Roaring Twenties. Die sehr gut dokumentierten Pianisten sind bis auf Gershwin weitgehend unbekannt. Die Stücke spiegeln die ersten Tast(en)versuche in Richtung synkopierter Musik wider, enthalten Walzer, Foxtrotts und parodistische Anlehnungen an Klassik von Strauß bis Rachmaninow. Die Vorsetzer-Mechanik, welche die Tasten des Steinway D-Flügels nach dem Willen der Walze bewegt, hört man kaum. Die Kunst bei derartigen Überspielungen liegt darin, die Verblüffung des Zuhörers über eine Aufnahme von 1905 ohne Schellack-Knistern und Rauschen nicht durch einen allzu "heutigen" audiophilen Klang atmospärisch zu vernichten. Es soll auch historisch klingen. Und das ist Spreer mit diesen 19 frühen Popstückchen geglückt. Man sieht förmlich Bubikopf, Federboa und Korkenzieherhosen. Stummfilmmusik, auch als angenehmer Hintergrund geeignet.
Ludwig Flich
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Ludwig Flich
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