Amüsiert und erfreut habe ich den Umstand zur Kenntnis genommen, dass die Gesamtspieldauer dieses Beethoven-Zyklus genau 333 Minuten beträgt - besser kann es für einen Schallplattenfanatiker doch gar nicht sein.Diese fünfeinhalb Stunden verteilen sich auf insgesamt sechs einzeln erhältliche Platten, teils Doppei-LPs. Die Zusammenstellung entspringt den technischen Notwendigkeiten eher als der Chronologie, so sind zum Beispiel die Symphonien Nummer 1, 2 und 8 auf einer Doppei-LP erhältlich, ganz einfach, weil sie sich recht gleichmäßig über vier Plattenseiten verteilen lassen.
Soviel mir bekannt ist, ist eine komplette Box bisher jedenfalls nicht in Planung.
Tacet ist ja als das "Röhrenlabel" bekannt: Viele Aufnahmen der Stuttgarter Spezialisten werden mit der Technik der "guten alten Zeit" gemacht und weiterbearbeitet. Das soll um Himmelswillen nicht bedeuten, dass man hier versucht, einen Retrosound zu erzeugen. Sämtliche Komponenten der Aufnahmekette sind auf dem neuesten Stand und müssen sich vor aktueller Technik nicht verstecken - eher im Gegenteil. Die Mikrofone, mit denen Tacet
arbeitet, sind extrem begehrte Teile und erzielen auf dem Gebrauchtmarkt inzwischen schon fast absurde Preise. Und dem Benutzer eines alten Neumann-Röhrenmikrofons muss man es aus den kalten, toten Händen reißen, vorher wird er es nicht abgeben. Also: Sounding ja, aber auf allerhöchstem Niveau,
Die üblicherweise recht schlichte Mikrofon-Aufstellung bei Tacet-Aufnahmen musste man erweitern, um dem doch recht großen Klangkorper eines Kammersinfonieorchesters gerecht zu werden. So prangt auf den Platten auch nicht der "Tube-Only"-Sticker - das eine oder andere Stützmikrofon war dann wohl doch ohne Röhre.
Ein Projekt wie ein Beethoven-Zyklus ist immer ein Kraftakt, der zudem einiges an Planung erfordert. Er benötigt nachhaltige Arbeit von Dirigent und Orchester und natürlich einen immensen Aufwand in Sachen Logistik. So nimmt es nicht wunder, wenn man liest, dass der Zeitraum, in dem die neun Symphonien aufgenommen wurden, sich über 10 Jahre erstreckt - wobei tatsächlich die Pause vor der Neunten immerhin sechs Jahre dauerte.
Als Aufnahmeorte wählte man fast immer die Kirche Stella Maris in Sopot, der Heimatstadt des polnischen Kammerorchesters. Lediglich für die Neunte musste man nach Gdansk ausweichen, vermutlich aus Platzgründen.
(...)
Fazit: Nicht so radikal wie der Beethoven-Zyklus Järvis, aber hervorragend klingende und präzise eingespielte Aufnahmen, die gerade durch das kleine Orchester einen klaren Blick auf das Werk liefern.
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