Das Beethoven-Jubiläumsjahr ist eingeläutet und neben den zahlreichen passenden Konzertprogrammen, wird sich das Jubeljahr des Komponisten auch in CD-Veröffentlichungen widerspiegeln. Eine erste interessante Aufnahme hat der Geiger Daniel Gaede nun mit einer Doppel-CD bei Tacet vorgelegt. Auch wenn dies dem Booklet nicht zu entnehmen ist, so lässt bereits die Kombination der Werke ein Stück weit eine Herzensangelegenheit hinter der Einspielung vermuten: Gaede vereint hier eines der ersten Kammermusikwerke des Komponisten, dessen Streichtrio Es-Dur op. 3 mit einem seiner bekanntesten Werke, dem – im wahrsten Sinne des Wortes – einzigartigen Violinkonzert D-Dur op. 61. Für ersteres hat Gaede seine Brüder Thomas Gaede (Viola) und Sebastian Gaede (Violoncello), bekannt unter dem Namen 3 Gaede hinzugezogen. Die Brüder pflegen die eher selten zu hörende Gattung des Streichtrios bereits seit ihren Studienjahren. Der renommierteste Musiker unter ihnen ist Daniel Gaede, der nach seinen Studien bei Thomas Brandis, Max Rostal und Josef Gingold nicht nur zahlreiche Preise gewann, sondern auch eine internationale Karriere als Solist, Kammermusiker und – last but not least – Konzertmeister der Wiener Philharmoniker erreichte. Während Bruder Sebastian selber auch als Orchestermusiker unter anderem im NDR Elbphilharmonie Orchester tätig ist, ist Bratschist Thomas eigentlich in Vollzeit Mediziner und Musiker. Doch das gemeinsame Triospiel üben die Brüder hochprofessionell aus, was sich auch bei dieser Aufnahme zeigt. Das sechssätzige Frühwerk Beethovens, das zu der Gruppe der fünf Streichtrios gehört, ist eventuell noch in Bonn entstanden und geprägt von den großen Vorbildern Wolfgang Amadeus Mozart und Joseph Haydn. Ihre Werke waren es auch, die den jungen Beethoven eine ganze Weile vor der Gattung Streichquartett zurückschrecken ließen – dann besser erst mal nur mit drei Streichern anfangen! Die 3 Gaede setzen das Werk sehr innig und in bestem Zusammenspiel um, noch dazu in einer stets unprätentiösen Weise und mit großer Leichtigkeit in den Tanzsätzen. Vom Interpretationsansatz her spielt mit Sicherheit auch Daniel Gaedes langjährige Erfahrung mit den Berliner Barock Solisten hinein, denn er hält es mit seinem Trio bei der Interpretation im besten Sinne klassisch: Nichts wirkt übertrieben, dick aufgetragen oder romantisiert.
Gleiches gilt auch für das zweite Werk der Einspielung, Beethovens berühmtes Violinkonzert, für das sich Gaede als Orchester das Polish Chamber Philharmonic Orchestra Sopot als Begleitung gesucht hat. Seit seiner Gründung 1982 durch Wojciech Rajski hat sich das Orchester einen Namen gemacht und begleitet Gaede hier mit klangvollen, teils sogar majestätischen Klängen. Gaedes Interpretation des Soloparts bietet vielleicht keine großen Überraschungen, ist aber schlicht eine technisch hervorragende und zudem berührende Auslegung des Werkes. Zu einer wahren Freude für das Ohr wird so beispielsweise der Mittelsatz, in dem der Dialog zwischen Solist und wechselnden Orchestergruppen klanglich schon fast kammermusikalische Züge annimmt. Ähnlich tänzerisch-galant wie auch die Tanzsätze des Trios auf der ersten CDs setzen die Interpreten hier den Finalsatz um. Mag das Tempo zunächst eher gemächlich wirken, so tut dies dem Satz im Sinne einer eleganten Interpretation keinen Abbruch. Gerade die im Rahmen der Rondoteile zunehmend virtuos ausgeschmückte Solostimme gelingt so gut hörbar und wirkt nicht verhuscht.
Zum Schluss bleibt bei diesem Geburtstagsständchen für Ludwig van Beethoven noch die herausragende und ganz besondere Aufnahmetechnik des Real Surround Sounds zu erwähnen. Hierbei wird doch eine ausgefeilte Aufnahmetechnik und -balance dem Hörer zu Hause der Eindruck vermittelt, im Konzertsaal zu sitzen. Dies funktioniert nicht nur bei der kammermusikalischen Besetzung des Streichtrios, sondern ebenso auch bei einem ganzen Orchester. Ein wirklicher Hörgenuss für Zuhause und eine Aufnahme, die Lust auf das Beethoven-Jahr macht.
Verena Düren<< back