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[Hinweis: es folgt eine automatische Übersetzung der polnischen Rezension ins Deutsche. Mit freundlicher Genehmigung des Autors.]

Eine einzigartige Atmosphäre und Emotionen – die „nächtlichen Seiten“ der Musik von Fryderyk Chopin.

Ursprünglich sollte an dieser Stelle eine Rezension einer ganz anderen Aufnahme stehen, die sich in die von mir zuletzt bevorzugt gehörte große Symphonik einfügt. Doch aus einem spontanen Impuls heraus entschied ich, meinen Plan zu ändern und meine Aufmerksamkeit auf ein ganz anderes Repertoire zu richten. Eine kleine Pause von den Auseinandersetzungen mit Orchestern, Dirigenten und Partituren monumentaler Werke kann nicht schaden, und die unsterbliche und immer wieder schöne Musik von Fryderyk Chopin in den Mittelpunkt zu rücken, ist nie eine schlechte Idee – zumal ich mich schon lange nicht mehr hier damit beschäftigt habe. Es ist an der Zeit, zumindest teilweise, diese Versäumnisse nachzuholen!

Der Anlass ist ein Album, das bereits die 22. Aufnahme des hervorragenden russischen Pianisten Jewgeni Koroljow für das Label Tacet darstellt. Koroljow wurde zwar in seiner Heimat geboren und ausgebildet, lebt aber seit vielen Jahren in Deutschland, wo er eine aktive Konzert- und Lehrtätigkeit ausübt. Dort nimmt er auch für verschiedene Labels auf – früher u.a. für Profil und Hänssler, ist aber schon seit Langem eng mit dem in Stuttgart ansässigen Verlag verbunden, der eine spezielle Serie von Aufnahmen widmet, die dem Virtuosen gewidmet sind. Über einige dieser Alben konnte man bereits auf dem Blog lesen. Die hier besprochene CD wurde vor fünf Jahren aufgenommen, während die offizielle Veröffentlichung im Jahr 2020 stattfand.

Die präsentierte CD ist die dritte Veröffentlichung, die der Musik von Fryderyk Chopin in der Interpretation des Pianisten gewidmet ist, und scheint in gewisser Weise an das vorherige Album anzuknüpfen, das Werke verschiedener Gattungen enthält. In dieser Aufnahme, die erneut durch die Vielfalt des Repertoires besticht, spielen zwei Aspekte eine wichtige Rolle. Der Untertitel "Feuilles nocturnes" lenkt die Aufmerksamkeit des Zuhörers auf die Nacht, insbesondere auf Werke, die bereits im Titel organisch mit dieser geheimnisvollen und außergewöhnlichen Tageszeit verbunden sind. Kein Wunder also, dass die ausgewählten "Nocturnes" die größte zahlenmäßige Repräsentation auf dem Album haben.

Darüber hinaus hat das zusammengestellte Material wichtige biografische Bezüge; wie Jewgeni Koroljow selbst gesteht, begleiteten ihn diese Kompositionen schon in seiner Kindheit. Nun kehrt er, viele Jahre später, als reifer und erfahrener Künstler zu ihnen zurück. In diesem Kontext wird die Auswahl der Werke verständlich, die einerseits eine technische und interpretative Herausforderung darstellen, wie zum Beispiel einige der mehr oder weniger „einfachen“ "Etüden" oder die populären "Walzer", die das Interesse eines jeden jungen Klavierschülers wecken, der sich früher oder später mit den schwierigen, aber künstlerisch bedeutsamen Miniaturen, den "Mazurken", auseinandersetzen muss.
So lassen sich die auf dem Album enthaltenen Kompositionen beschreiben, die vom Künstler selbst mit Geschmack und nach eigenem Ermessen ausgewählt und ebenso frei, gefühlvoll und sehr persönlich interpretiert wurden. Diese Eigenschaften sprechen definitiv für die Interpretation, die sicherlich nicht nur das Interesse, sondern auch die Bewunderung von Liebhabern der großen Klavierkunst wecken kann.

Eine sorgfältige Auswahl von "Nocturnes" bietet einen besonderen Überblick über die stimmungsvollsten und melodischsten Werke Chopins. Obwohl sie nicht in chronologischer Reihenfolge angeordnet sind, ermöglichen sie es dem Hörer, die Entwicklung von Chopins Stil und dieses Genres zu verfolgen – vom jugendlichen "Lento con gran espressione" und dem ersten Stück op. 9 bis hin zum Meisterwerk seines reifen Schaffens: dem fast achtminütigen Nocturne H-Dur op. 62 Nr. 1, einem wahren musikalischen Gedicht. Die "Nocturnes" klingen wunderschön, und die präzise geführte Erzählung, die bewusste Tempowahl und die außergewöhnliche Sensibilität von Jewgeni Koroljow machen ihr Anhören zu einem einzigartigen Erlebnis und einem wahren Genuss für die Sinne. Diese außergewöhnliche Qualität zeigt sich auch in den ausgewählten "Walzern", die sich durch Eleganz und Melancholie auszeichnen. Koroljow demonstriert dabei höchste musikalische Kultur, besonders im beliebten "Walzer cis-Moll" op. 64 Nr. 3, wo er die Erzählung konsequent führt und auf extremes Tempo im Mittelteil verzichtet, was der Werktreue und den Absichten des Komponisten entspricht.

Bemerkenswert ist auch die Auswahl der pädagogischen Werke. Die schöne und stimmungsvolle "Etüde es-Moll" op. 10 Nr. 6 stellt keine großen technischen Herausforderungen dar, wie sie in anderen Werken dieser Gattung bekannt sind, was jedoch nicht bedeutet, dass sie banal oder „einfach“ ist. Konzentration und Ausdruck, die Koroljows Spiel kennzeichnen, zeigen die Bedeutung und das Potenzial des Stücks. Lebendigkeit und Ausdrucksvielfalt bringen die ersten beiden "Etüden" aus op. 25 ein, die in vorbildlicher technischer Ausführung gespielt werden, mit einer klar geführten Erzählung, die die reiche Begleitung und Melodie berücksichtigt. Für einen jungen Pianisten muss es ein großes Erlebnis gewesen sein, sich mit diesen Kompositionen auseinanderzusetzen – und eine Freude, sie fehlerfrei von Anfang bis Ende zu spielen!

Der Zuhörer kehrt zum nachdenklichen und reflektiven Tonfall zurück, wenn er die ausgewählten "Mazurken" hört, die Chopins persönlichste Form des Ausdrucks darstellen. Es überrascht nicht, dass Chopin einige dieser Werke nicht zur Veröffentlichung vorgesehen hat, was nicht auf mangelnde Qualität zurückzuführen ist. Tatsächlich offenbart sich in diesen kleinen lyrischen Meisterwerken die „Seele, und was für eine Seele!“ des Komponisten am stärksten, was sowohl im nicht veröffentlichen "Mazurka a-Moll" als auch in den beiden bekannten und durch ihre Kunstfertigkeit beeindruckenden Beispielen des Zusammenspiels von Volksmusik und dem Originalgenius Chopins deutlich zu hören ist.
Das gesamte Programm des Albums ist von Melancholie sowie dem für die Musik Fryderyk Chopins typischen Lyrismus und romantischen Stimmungsbild geprägt. Doch die einzelnen Stücke werden keineswegs mechanisch oder auf dieselbe Weise gespielt. Jedes Werk fesselt durch etwas Eigenes, was zweifellos der großen Leistung des Pianisten zu verdanken ist. Jewgeni Koroljow ist zudem ein zu erfahrener und guter Künstler, um bei einem so ambitionierten Projekt interpretative Abkürzungen zu nehmen. Jeder Aspekt einer überzeugenden und kreativen Interpretation ist in seiner Herangehensweise deutlich zu hören: die sorgfältige Auswahl des Repertoires, seine durchdachte Anordnung, die Freiheit und Präzision des Spiels, der gekonnte Umgang mit Klang und Lautstärke, der Verzicht auf extreme Tempi und die gebührende Aufmerksamkeit, die er beiden Händen widmet.

Hinzu kommt, dass der Umfang des Materials beträchtlich ist – fast 75 Minuten Musik – wodurch wir eine außergewöhnliche Aufnahme erhalten, die durch ihren individuellen und einzigartigen Charakter besticht und den Hörer emotional anspricht. Es lohnt sich, die Version des russischen Pianisten aufmerksam zu hören. Er bestätigt einmal mehr, nach seinem Album mit der wunderschön intimen Musik von Johannes Brahms ("Intermezzi"), seinen Ruf als Künstler, der viel Wichtiges zu sagen hat. Die Zeit, die man investiert, um sich eingehend mit seiner Interpretation von Chopins Werken auseinanderzusetzen, wird zu den schönsten und berührendsten musikalischen Erlebnissen gehören.

Paweł Chmielowski

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