Künstlerische Qualität: 10 von 10
Klangqualität: 10 von 10
Gesamteindruck: 10 von 10
Bartóks Konzert für Orchester, entstanden 1943 in den USA, zwei Jahre vor dem Tod des Komponisten, ist zweifellos eines der bedeutendsten Orchesterwerke des 20. Jahrhunderts. Es spiegelt in weltgeschichtlich wie persönlich düsterer Zeit Schmerz und Hoffnung, zugleich aber auch Sehnsucht nach dem heimatlichen Ungarn. Der neuen Einspielung mit dem Concerto Budapest unter András Keller spürt man die Nähe zu dieser Musik an, die sich immer wieder dem Idiom des Herkunftslandes zuwendet, obwohl auch Töne aus der Neuen Welt wie aus der europäischen Tradition zu vernehmen sind.
Brillante SolistenDer Titel „Konzert“ ist ganz bewusst gewählt, führt seine Spur doch zurück bis in die Barockzeit des Concerto grosso und die Klassik des Solokonzerts. Solistische Leistungen sind durchweg gefragt in diesem Werk, nicht nur im einzigartigen Satz „Giuoco delle coppie“, wenn Fagotte, Oboen, Klarinetten, Flöten und Trompeten brillant miteinander duettieren. Das Sinfonieorchester Concerto Budapest, das seit über hundert Jahren existiert und in dem zahlreiche gründlich ausgebildete junge Musiker spielen, bewältigt solche Anforderungen nicht nur technisch souverän, sondern auch mit jenem ungarischen Touch, der Bartóks Musiksprache als unvergleichlich darstellt.
Dirigent und TonmeisterAndrás Keller, der auch als bedeutender Geiger und Kammermusiker hervorgetreten ist, arbeitet die Tutti-Stellen zwingend heraus, er scheut weder drastische Zugriffe wie auch ausgebreitete elegische Kantilenen, um der Spannweite dieses Werkes gerecht zu werden. Seiner Intention entgegen kommt die spezielle Aufnahmetechnik des „Tacet Real Surround Sound“, mit dem die Stimmen des Orchesters über mehrere Kanäle ringsum eingefangen werden. Jedenfalls gelingt die Klangqualität damit überzeugend, klar in den Solostimmen, voluminös im Gesamtbild.
Bildhafte MiniaturenDem fünfsätzigen Konzert für Orchester gehen in dieser Aufnahme die fünf Ungarischen Bilder aus dem Jahr 1931 voran, die bei aller Kürze eine ähnliche Brückengestalt aufweisen. Frühe Klavierstücke, etwa aus den Sammlungen „Für Kinder“ oder „Quatre Nénies“ sind zu einer spannenden Suite vereinigt, die deutlicher noch als das Konzert für Orchester Bartóks Nähe zur Folklore beweisen. Hinreißend, mit Schwung und Humor sind Stücke wie der „Bärentaz“ oder der „Üröger Hirtentanz“ musiziert, während sich im Mittelsatz, der „Melódia“, der Weltschmerz des Komponisten wiederfindet. Es wäre zu wünschen, einmal die Originale neben des Bearbeitungen zu hören!
Bemerkenswert ist das Beiheft, in dem Jan Reichow mit einem Essay „Brückenbau am Rand der Katastrophe“ tiefe Einblicke in das Leben des Meisters, seine kompositorischen Maßnahmen und die Eigenheiten der eingespielten Werke vermittelt, und dies in deutscher und englischer Sprache.
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