Wenn Zwei zum Bogen greifen, muss das nicht dasselbe sein. Der eine nimmt den aus Papier, der andere den mit Pferdehaar - und diese Verteilung ist ebenso sinnvoll wie die der Feder, worunter der Feinmechaniker was anderes versteht als der Dichter und die Gans. Will sagen: So außerordentlich mich die musikalischen Ausführungen des Geigers Adrian Adlam und des Pianisten Thomas Hell ergriffen haben, so wenig vermochten mich die eher verwirrend übers dreisprachige Booklet verteilten Begleittexte zu jenem fortgesetzten Interesse zu bewegen, das ich den hier versammelten und wirklich exzellent realisierten Sonaten vom ersten bis zum letzten Moment gern entgegenbrachte. Aber glücklicherweise kann man Druckerzeugnisse ja zuklappen, ohne sich zum Beispiel darüber den Kopf zerbrechen zu müssen, wo bitte Bartók Béla klänge wie expressionistischer Arnold Schönberg im Kopfsatz der ersten Sonate? Der ganz eigene Klangrausch mit fernstem Cimbalom, mit den sublimierten Lombardismen der ungarischen Sprache und Musik, die weithin sich verlierenden und doch immer wieder zusammengerafften Linien sind gewiß nur bei oberflächlichster Betrachtung mit dem ewig unzufriedenen Wiener zu verwechseln, denn eine gänzlich andere Persönlichkeit führt Regie in diesem ersten von insgesamt acht ungeheuren Komplexen: Ob ich dabei besonders dem langsamen Satz der ersten oder dem eloquenten Molto moderato der zweiten Duosonate, den dröhnenden, zupackend gezündeten Detonationen oder den teils nebelhaften, teils filigranen Geflechten die Krone aufsetzen soll, vermag ich nicht zu entscheiden – vielleicht gebührt sie am Ende doch der Solosonate, die schon in ihrem ersten Akkord den "ganzen Johann Sebastian Bach" verdichtet und sich unter den Händen Adlams mit all ihrer suggestiven Kraft über mich hermachte? Das werden weitere Durchgänge lehren. Bis dahin behandle ich das auch klanglich lobenswerteste Doppelalbum einfach als ein künstlerisch gelungenes Ganzes von höchstem Erbauungswert.
Rasmus van Rijn
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