Einen ausgezeichneten Geiger, der nicht jedem sofort bekannt sein dürfte, findet man in Adrian Adlam, der einen Teil seiner Jugend in Luxemburg verbrachte. Nach mehreren Konzertmeisterpositionen in Europa und auf der Insel sowie einem vielseitigen Kammermusikschaffen hat er bei den zusammen mit dem bei den Luxemburger Philharmonikern spielenden Bratscher Utz Köster gegründeten ‘Fredener Musiktagen’ eine Aufgabe gefunden, bei der er als Gestalter moderne Musik beauftragen und spielen kann.
Sein Spiel zeichnet sich durch einen schwungvollen und weichen Klang aus. Das wird zum Beispiel in der Chaconne zum Abschluss der Zweiten Partita von Bach deutlich, die er in einem fließenden Duktus spielt. Er wählt große musikalische Bögen und Bindungen. Dabei achtet er darauf, weiche Bewegungen zu machen, so dass technische Geräusche weitgehend ausgespart werden.
Am Anfang der Aufnahme steht eine technisch anspruchsvolle Musikfabel. Alan Ridout hat auf einen Text von Munro Leaf die kleine Geschichte des Stieres Ferdinand vertont. Dieser sitzt träumend auf der Wiese und schnuppert an Blüten, während die anderen Halbstarken sich balgend erproben. Als Fänger kommen, um Stiere für die Arena zu begutachten, gebärdet sich Ferdinand wild, weil er gestochen wurde. In der Arena zeigt er dann jedoch wieder sein wahres Gesicht, da die blumengeschmückten Hüte der Damen ihn ablenken. Also kehrt er auf die Wiese zurück und wenn er nicht gestorben ist, … Das Buch war übrigens von den Nazis als kommunistische Friedenspropaganda verboten worden. Zur Sologeige tritt hier eine Sprechstimme, in dieser Aufnahme der Geiger selber. Das Stück wird sowohl ausdrucksstark erzählt als auch augenzwinkerndem Raffinement gespielt.
Als drittes Werk für eine Violine solo wird das ‘Präludium und Thema mit Variationen’ von Carl Nielsen vorgestellt. Die Aufnahme wurde 2004 schon mal in anderem Kontext auf einer CD veröffentlicht, die mit einem Pizzicato-Supersonic ausgezeichnet wurde. Das Werk hat Nielsen ebenso wie seine anderen Violinwerke für seinen Schwiegersohn Emil Telmanyi komponiert. Spieltechnische Anforderungen deuten einerseits auf kompositorische Vorbilder wie Bach und Paganini, andererseits auf Virtuosen der Zeit wie Ernst und Wieniawski. Einzelne Variationen sind geradezu teuflisch, da sie den Hörer an der Nase herumführen oder weil der Spieler wegen der Vielzahl an Noten in rasantem Tempo Fingerverknotungen riskiert, wofür bei Adlam natürlich keine Gefahr besteht.
Uwe Krusch<< back