198 CD / Erich Wolfgang Korngold: String sextet op. 10, Piano quintet op. 15
Beschreibung
Das Klavierquintett op. 15 in Kombination mit dem bekannteren Streichsextett op. 10 von Erich Wolfgang Korngold richtet sich nicht nur an die Freunde großbesetzter Kammermusik. Korngold schreibt eine eigenwillige, konzentrierte Sprache. Die camerata freden arbeitet seine oft ungewohnten, dicht gepackten Einfälle präzise und schwungvoll heraus.
Mit dieser Einspielung macht der Musikliebhaber eine tolle Entdeckung (NDR Kultur Klassik)
10 Bewertungen für 198 CD / Erich Wolfgang Korngold: String sextet op. 10, Piano quintet op. 15
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Cinemusical – Reviewing great classical and film music –
–> Original-Kritik
(…) Die Aufführungen hier sind außergewöhnlich, mit wunderschönem Spiel und Phrasierung, die die Essenz dieser Stücke einfängt. Der Hang, Korngolds frühe Musik üppig klingen zu lassen, wie seine späteren Hollywood-Stücke, kann oft die Intimität dieser Kammerwerke zerstören. Hier fließen die Momente ultraromantischer Ideen sensibel aus dem eher atonal klingenden Material und schaffen dramatische Aufführungen. Die Klarheit der Aufnahme ermöglicht es, individuelle Linien recht sauber zu erfassen, und die Ergebnisse sind äußerst fesselnd. Obwohl andere Aufnahmen dieser Werke oft gleichermaßen faszinierend sind, ist dies sicherlich eine Scheibe, die es sich für Liebhaber von Kammermusik und Korngold lohnt zu suchen.
Steven A. Kennedy
Ensemble 05/12 –
(…) Eine insgesamt wichtige Einspielung eines zu wenig gespielten Repertoires.
Carsten Dürer
klassik.com –
–> Original-Artikel
Mit Überschwang
Korngolds Streichsextett und Klavierquintett in einer Einspielung der camerata freden – ein Glücksfall!
Musik & Theater –
Genialisch gut
Immer noch gibt es wenig bekannte Kammermusik-Schätze, die zur Zeit ihrer Entstehung entweder aus dem Rahmen fielen oder aus irgendeinem Grund an den Repertoire-Rand gedrängt wurden und die gleichsam nur darauf warten, bis die Zeit für die Wiederentdeckung reif und das passende Ensemble gefunden ist, um die Kompositionen wie mit dem Zauberstab zum Leben zu erwecken.
Für Korngolds frühe und wahrhaft genialisch gute Kammermusik ist dieser Augenblick jetzt gekommen. Und mit der atemberaubend gut aufspielenden Camerata Freden ist auch genau das richtige Ensemble angetreten, um die Wiedererweckung dieser hinter einer Dornenhecke in den hundertjährigen Schlaf gefallenen Königswerke von märchenhafter Poesie zu einem diskografischen Ereignis werden zu lassen. Man kann, man will sich schier nicht satt daran hören, mit welch betörendem Klangsinn die sechs Musiker dem Streichsextett des gerade einmal 19-jährigen Korngold zu Leibe rücken. Das wunderbar Schwebende, Leichte, Duftig-Offene und dabei doch so Raffinierte dieses Werkes wird ebenso präzise wie pastellfarben inszeniert, dass man sich einfach nur erstaunt die Ohren reibt.
Auch das schwungvollere und markantere Klavierquintett aus dem Jahr 1921/22 erfährt die ideale Interpretation, was nicht zuletzt auch daran liegt, dass sich der Pianist Thomas Hell optimal in die Gruppe der Streicher integriert.
Inspirierender, intensiver und engagierter lässt sich Kammermusik kaum zelebrieren.
Burkhard Schäfer, Musik und Theater
Fono Forum –
Korngolds späte Instrumentalmusik nutzt durchweg seine Filmmusik für Hollywood; seine frühe Kammermusik hingegen hängt vielfältig mit seinen zur gleichen Zeit komponierten Opern zusammen, ohne doch aus ihnen zu zitieren. So steht das Streichsextett op. 10 (1916/1917) in einem engen Zusammenhang mit seinen beiden Operneinaktern „Der Ring des Polykrates“ sowie „Violanta“. Und das Klavierquintett op. 15 (1923) gehört in den musikalischen Kontext seiner Oper „Die tote Stadt“.
Solche Kontexte können die ungewöhnlichen Züge erklären helfen, welche diese Kammermusik besitzt, etwa den Tonfall, der unverkennbar opernhaft wirkt, den leichteren musikalischen Habitus, der so gar nicht zu rigider Kammermusik zu passen scheint, oder auch die Konzeption und Anlage eines Satzes geradezu als „Szene“.
Die interpretatorischen Fallstricke, die solche Musik bietet, die zudem auch noch mit einer jugendstilartigen Musikfülle wuchert, sind beträchtlich: Eine nüchtern-sachliche Interpretation, die sich stur an das Notierte hält, verfehlt die faszinierende Ambivalenz dieser Werke, eine pointierende hingegen gerät leicht kitschig-pomphaft. Die Camerata Freden aus Freden an der Leine, einem Städtchen im Süden von Hildesheim, windet sich souverän mit sicherer Musikalität an diesen Fallstricken vorbei: durch spieltechnische Gediegenheit, mit der sich vor allem auch zwanglos-unverkrampft ein gelöstes, gewissermaßen „natürliches“ Musikmachen mitteilt. Hier wird nicht Musik interpretatorisch beladen oder in Form gebracht; vielmehr scheint umgekehrt die facettenreiche Musik ein ebenso differenziertes Musizieren in Gang zu setzen, das auf Anhieb gänzlich überzeugt und dieser Musik zu einer eindringlichen Präsenz verhilft.
Giselher Schubert, Fono Forum
Preis der deutschen Schallplattenkritik, Bestenliste 04/2012 –
Von der frühen Meisterschaft des jungen Korngold sprechen diese beiden spätromantischen Kammermusikwerke, die er als Neunzehnjähriger (bzw. Vierundzwanzigjähriger) komponiert hat. In ihrer satztechnischen Delikatesse, in der Eleganz der polyphonen Stimmführung und in der schier zauberischen Leichtigkeit der Melodieerfindung sind sie dringend die Entdeckung fürs Repertoire wert. Die Camerata Freden von den Internationalen Fredener Musiktagen tat jetzt den ersten Schritt dazu mit dieser fabelhaft ausbalancierten, energisch und präzis musizierten Referenzeinspielung.
(Für die Jury: Eleonore Büning)
Pizzicato –
Die Internationalen Fredener Musiktage sind auch bei uns bekannt, und sei es nur durch die Tatsache, dass deren Begründer, Utz Köster, Bratschist im OPL und Adrian Adlam, der künstlerische Leiter des Festivals, auch hier eine beachtete Musikerpersönlichkeit ist. Die Musiktage zeichnen sich durch die Qualität und Originalität der aufgeführten Werke aus. Es darf daher nicht Wunder nehmen, dass Erich Wolfgang Korngold, dessen unwiderstehliche Renaissance immer offensichtlicher wird, nun ebenfalls in der Programmierung der Fredener Musiktage aufgetaucht ist. Und so hat denn das Hausensemble, die „camerata freden“, mit Adlam als erstem Geiger, 2011 das komplexe und umso faszinierendere Streichsextett op. 10 und das wohl schönste Kammermusikwerk des Komponisten, sein Klavierquintett op. 15, für das Label TACET eingespielt.
Noch vor wenigen Jahren hätte diese Produktion Ausnahmecharakter gehabt, inzwischen aber sind mehrere Aufnahmen der beiden Werke erschienen, unter denen die des Doric Quartetts durch ihre Homogenität hervorsticht. Doch auch bei der „camerata freden“ ist diese eindringlich, und das Spiel der ausgezeichneten Musiker reißt den Zuhörer sofort mit. Dies ist natürlich zuerst ein Verdienst der Musik, aber was wären die größten Kompositionen, wenn ihre Interpretationen nicht ihrer Größe entsprächen?
Im tollkühnen Sextett von 1914-1916 macht die „camerata freden“ deutlich, wie viel Neues und Originelles in der Komposition verborgen ist. Den Notentext akkurat und engagiert zu spielen aber ist das eine, die Intensität und den Reichtum der Musik bloßzulegen, das andere. Dies machen die Fredener Musiker mit konstanter Begeisterung. Faszinierend ist, wie geschickt sie aufeinander hören und ihr gemeinsames Wissen um den Reichtum und die Komplexität der Musik mit Verve zu Gehör bringen. Das wird im Besonderen deutlich in der Darbietung des dreisätzigen Klavierquintetts op. 15 von 1920-21. In dieser Komposition greift Korngold auf eines seiner wesentlichen Schaffensprinzipien zurück. Im Adagio übernimmt er die Thematik des Liedes „Mond so gehst du wieder auf“ aus den kurz zuvor entstandenen „Abschiedsliedern“ op. 14 und macht daraus eine verschlüsselte Liebesbotschaft an Luzi von Sonnenthal, die er 1923 heiraten wird. Korngold hat dem Satz den Zusatz gegeben: „Mit größter Ruhe, stets äußerst gebunden und ausdrucksvoll“, und genauso wird er hier gespielt. Er allein schon macht diese CD nicht nur für Korngold-Freunde unumgänglich.
GW, Pizzicato
Klassik heute –
Gleich beim ersten Durchgang durch das vorliegende Programm mußte ich an Ernst Tochs sarkastisches Aperçu denken, wonach Erich Wolfgang Korngold schon immer für Warner Bros. komponiert habe, sich dessen anfangs aber noch nicht bewußt gewesen sei, und wieder einmal stand ich, bei aller grundlegenden Sympathie, die ich füür den Wunderknaben aus Wien und Hollywood hege – sein Wittgenstein-Klavierkonzert und vor allem seine Symphonie in Fis schätze ich über die Maßen –, vor dem spezifischen Problem, das mir der überwiegende Teil seiner Werke bereitet: Es ist von allem viel zu oft viel zu viel. Tatsächlich kommt mir Erich Wolfgang, der Sohn des gefürchteten Dr. Julius Korngold, wie einer vor, dem man ob seiner immensen Begabung und leichten Hand praktisch alles hat durchgehen lassen und dessen Fertigkeiten daher immer wieder hemmungslos ins Kraut schossen. Beispielsweise in dem hier eingespielten Sextett für Streicher op. 10, bei dessen Entstehung der Jüngling noch keine zwanzig Jahre alt war: Schon das Allegro ist mit größter Lust am Fabulieren, am polyphonischen Zopfmuster, an immer und immer wieder ausweichenden, mithin nasedrehenden Harmonien aufgeschrieben und für die, die’s zu spielen haben, ganz ohne Frage eine rechtes Freude. Nach fünf oder sechs Minuten weiß man allerdings Bescheid, und dann fängt er’s Durchführen überhaupt erst an. Im Adagio spüre ich gewollte Innigkeit, die mit großen Augen nach dem seligen Gustav Mahler hinüberschaut, ohne der Persönlichkeit angesichtig zu werden und in der Ländlerdemontage des Intermezzo das leise Schmunzeln eines Augustins, für den nicht unbedingt alles hin ist – ich erlebe Berg-und-Talfahrten zwischen höchstem Interesse und tiefster Zerstreuung. Mal höre ich die unverkennbaren Vorboten der Symphonie (bis in motivische Wendungen hinein), mal ziehen späte Bühnenversuche wie etwa die Stumme Serenade auf leise, unfromme Weise vorbei. Da mögen die sechs Musiker der camerata freden sich auch noch so delikat und engagiert ins Zeug legen, die architektonischen Bedenklichkeiten lassen sich bei aller Feinarbeit nicht aus der Musikwelt schaffen.
Im Quintett op. 15, das Anfang der zwanziger Jahre entstand, tritt nun ein saftiger, massiver Klaviersatz hinzu, für den mit den entsprechenden Modifikationen das vorige gilt. Gleichwohl macht sich in diesem Stück, das mit einem noch üppiger ausladenden Kopfsatz, einem kaum weniger breiten Adagio und einem „beinahe pathetisch“ zu nehmenden Finale versehen ist, eine eigentümlich ironische Note breit, der man unter Zuhülfenahme der Partitur auf den Grund gehen müßte. Dass Korngold, wie der einleuchtend geschriebene Einführungstext verrät, im Mittelsatz ein Lied seines Opus 14 variiert, ist weniger belangreich als zum Beispiel das hemdsärmlig herausgeschmettert Motiv gegen Ende des Finales, in dem scheinbar „unmotiviert“ Emil Nikolaus von Rezniceks Donna Diana vorbeischaut: „Das Fest ist aus, die Liebe siegt“, heißt es am Schluß der Oper zu derselben Melodie, die durch die Ouvertüre und das Zweite Deutsche Fernsehen weltberühmt wurde. Scherz, Satire, Ironie oder doch tiefere Bedeutung? Jemandem, der später im Sea Hawk den K.O. eines Galeerenwächters mit einem frechen, dezenten „Pling“ markiert, wäre das glatt zuzutrauen.
Rasmus van Rijn, Klassik heute
Südwest Presse –
Korngold, kongenial (–> Original-Artikel)
Der Name Erich Wolfgang Korngold ist vielen Klassik-Hörern allenfalls im Zusammenhang mit seiner Oper „Die tote Stadt“ (1920) und seinen im US-amerikanischen Exil entstandenen Filmmusiken ein Begriff. Dass der 1897 in Brünn geborene und 1957 in Los Angeles gestorbene Künstler jüdischer Abstammung ein begnadeter Komponist substanzieller Kammermusik war, offenbart diese beim Stuttgarter Label „Tacet Musikproduktion“ erschienene CD aufs Schönste. Zu hören sind das ungemein raffinierte, duftend-schwebende Streichsextett D-Dur op. 10 – ein reifes Frühwerk des 19-Jährigen – und das Klavierquintett E-Dur op. 15 aus dem Jahr 1921/22. Korngolds Spielanleitung zum ersten Satz dieses herrlichen Werkes „mit schwungvoll-blühendem Ausdruck“ nehmen die kongenial aufspielenden Interpreten der Camerata Freden beim Wort. Sie zelebrieren die Werke mit einer Lust, die ansteckend wirkt. Wunderbar!
Burkhard Schäfer, Südwest Presse
NDR Kultur Klassik –
–> Original-Kritik
(…) Beim Hören dieser CD wird ganz schnell klar: Das hier ist keine seichte Unterhaltung zum nebenbei Hören, sondern richtig spannende Kammermusik. Korngold beherrscht das Handwerk des Komponierens meisterhaft. Er geht virtuos mit den Formen und Satztechniken um. Aber diese muss man nicht kennen oder verstehen, denn seine Musik erreicht den Hörer unmittelbar über das Gefühl. Oft ist das Ende einer Phrase gleichzeitig der Beginn einer neuen Idee. Und dann wieder bricht die Musik aus dem Schwelgen aus und es wirkt fast so, als würde sie eine unheimliche Geschichte erzählen.
Kaum etwas ist vorhersehbar in diesen Werken. Das macht sie so faszinierend und gleichzeitig so schwer zu spielen. Die ständig wechselnden Ausdruckswelten erfordern von den Mitgliedern der camerata freden eine enorme Flexibilität. Die Musiker sind in lebhaftem Austausch: Dabei hören sie einander zu, ergänzen die Aussagen, führen die Gedanken der anderen fort und haben immer wieder neue Einfälle. Und sie singen auf ihren Instrumenten so, als würden die Melodien vom Atem getragen. Wer offen und neugierig auch einmal die vertrauten, aber ausgetretenen Pfade betritt, begibt sich immer in ein kleines Abenteuer. Mit dieser Einspielung macht der Musikliebhaber eine tolle Entdeckung.
Ulrike Henningsen