199 CD / Scarlatti: Complete piano sonatas vol. 1

Domenico Scarlatti

Complete piano sonatas vol. 1
Essercizi K. 1 – K. 30
Sonatas K. 31 – K. 42
Christoph Ullrich, piano

EAN/barcode: 4009850019909

 

Beschreibung

Alle 555 Sonaten von Domenico Scarlatti bei TACET

Stöhn. Ächz. Kann man sich all diese Sonaten überhaupt anhören? – Yes, you can! Es sind nämlich bei Scarlatti wie bei den Streichquartetten von Joseph Haydn einfach alle Sonaten gut, von der ersten bis zur letzten. Und wenn sie von Christoph Ullrich gespielt werden, den eine tiefe Seelenverwandtschaft mit Scarlatti zu verbinden scheint, macht es von der ersten Sonate ab Spaß zuzuhören. Ullrich nimmt es genau, aber er lässt auch der Spontaneität großen Raum. Ohne diese spielerische Leichtigkeit wäre er von vornherein verloren. Wer sich wie er und mit ihm auf diese Musik einlässt, der wird durch einen nie versiegenden Quell von Einfällen belohnt und von jeder neuen Sonate aufs Neue überrascht. Steigen Sie ein ins Scarlatti-Boot, eine Abenteuerfahrt ins zweistimmige Ungewisse! Derzeit 555 Sonaten wollen studiert, gespielt, mit Leben gefüllt und aufgenommen sein. Das Projekt möchte sich offenhalten für Entwicklungen, Neuentdeckungen, Veränderungen bis hin zum Ableben der Beteiligten… Mal sehen, wohin uns Domenico führt.
Überraschenderweise lässt sich diese Monsterflut an Sonaten strukturieren, wie es uns bei den Haydn-Quartetten über die Opuszahlen auch gelungen ist. Die allermeisten Sonaten wurden in 17 Heften à 30 Sonaten gespeichert. Diese Einteilung liegt unserer hiermit gestarteten Gesamtausgabe zugrunde. Für den Anfang zwei, dann pro Jahr ein Heft. Thomas Seedorf betreut uns wissenschaftlich.

Weitere Informationen über das Scarlatti-Projekt.

Christoph Ullrich auf Youtube: Sonata in g moll K 8, Allegro und Sonata in C major, K 487, Allegro

6 Bewertungen für 199 CD / Scarlatti: Complete piano sonatas vol. 1

  1. American Record Guide

    –> Original-Kritik

    (…) Ullrich ist gut für die Aufgabe ausgestattet. Er spielt mit einem klaren und glänzenden Ton, einer unübertroffenen Beherrschung von Artikulation und Verzierung sowie zuverlässigen musikalischen Instinkten. (…)
    Rob Haskins

  2. Die Zeit Nr. 12

    Leuchtende Welt

    (…)Aus Scarlattis Sonaten leuchtet eine Welt, die es im 18. Jahrhundert noch gar nicht gibt.

    (…)Ständig hat man das Gefühl, dass Ullrich selber gespannt ist, welches Geheimnis die nächste Sonate wohl birgt. (…) [Er] wartet auf den Moment, in dem die Musik zu schweben beginnt: als sei sie eins und doppelt (…)
    Mirko Weber

  3. Klassik heute

    –> Original-Kritik

    Der aus Göttingen stammende Pianist Christoph Ullrich befindet sich seit 2011 auf einer Reise durch die ebenso empfindsame wie turbulente Welt der insgesamt 555 Klaviersonaten (bzw. Klavierstücke) des italienischen Meisters Domenico Scarlatti. Ein nicht nur äußerst umfangreiches Projekt mit einer Unzahl von technischen und gestalterischen Grund- und Nebenproblemstellungen! Es scheint mir dieser Ausflug in die italienischen und später spanischen Territorien der Tastenvirtuosität einer zeitlich großzügig limitierten Lebensaufgabe gleichzukommen. Mehr noch: einem abenteuerlichen Unterwegs mit allen Beglückungen des totalen Schaffenserlebens, aber auch in Anbetracht der Gefahren von Ermüdung und Akademisierung.

    In einer Hinsicht darf ich die über unseren Erdball weit verteilte Scarlatti-Gemeinde und natürlich alle Genießer feinsinnigen, mechanisch gut geölten Klavierspiels beruhigen. Christoph Ullrich ist mit den ersten zwei Tacet-CDs den meisten Scarlatti-Serientätern überlegen. Und dies vor allem der unsäglich trockenen, langweiligen, wie buchstabierend „gelesenen“ Gesamteinspielung von Richard Lester, der sich für das Label Nimbus Records auf dem Cembalo, auf dem Hammerflügel und gelegentlich auch auf der Orgel auf 10 dicht gefüllten MP 3-Scheiben durch den Scarlatti-Kosmos gequält hat. Es stellt sich hier ja unwillkürlich die Frage, ob ein Musiker überhaupt in der Lage sein kann, eine solche Anzahl der Form nach meist einander ähnelnden Miniaturen mit überraschendem Leben zu erfüllen und zu übermitteln. Das heißt: sich in jeder Phase der Darstellung als ein Interpret zu beweisen vermag. Ein Kommunikator also, der sich mit aller Kraft und Fantasie einem Stück widmet, als sei es zum Zeitpunkt der Wiedergabe einzig und allein das ihm Wichtigste. Nicht von ungefähr kommt es ja, dass die bedeutenden Pianisten, die sich gleichsam im ästhetischen Kielwasser von Scarlatti-Protagonisten wie Wanda Landowska und Vladimir Horowitz ins Studio oder auf das Podium begaben, nach eigenem Empfinden und Vorstellungen eine Gruppe von Sonaten ausgewählt haben. Nur im Ausnahmefall programmierten sie auch eine ganze LP mit Sonaten, zuweilen sogar – wie etwa die Französin Marcelle Meyer – auch ein Doppelalbum. Domenico Scarlattis Stücke dienten im Allgemeinen als kleine Konzert-Ouvertüren, als so genannte Einspielstücke, als adrette, geläufige Werkleins, für deren zumindest saubere, behände Ausführung seitens der Kritik noch keine stilistischen Benimmnoten gegeben wurden. Oder man setzte sie als Zugabenformat ans Ende einer Werkfolge. Andächtigen Beethoven-Konsum oder anderweitig Bedeutsames entkrampfend, um auch den letzten Zuhörer von den fingertechnischen Möglichkeiten des jeweiligen Vortragenden zu überzeugen.

    Vladimir Horowitz war es, der den ihm genehmen Scarlatti-Sonaten als Erster – oder zumindest als einer der Ersten – ein Flair von pianistischen Impressionissmus‘ verlieh, ihre mechanischen Abläufe und Experimente in weicherem, völlig uncembalistischem Licht einfing. Horowitz zauberte – meine ich – nicht nur, weil er mit diesen Vorlagen zaubern wollte, sondern auch, weil er es wie kaum ein anderer konnte. Und weil er sich traute…. , so wie er in späten Jahren Mozart ohne jegliche Angst vor dem ästhetisch erhobenen Zeigefinger der Fachkritik nach eigenem Gusto spielte (KV 488 mit Giulini etwa!).

    Ich habe an das Ende dieser Überlegungen eine Auswahl an solchen Einspielungen gesetzt, die sich entschieden, also auch in größerem Umfang mit den Sonaten auseinandersetzen oder im Ausnahmefall auch in geringerer Anzahl interpretatorisch von Interesse bleiben. Zu den auffallendsten Leistungen dieser Art zähle ich dabei die Einspielungen von Aldo Ciccolini, Marcelle Meyer, Ivo Pogorelich, Christian Zacharias, Evgeny Sudbin und ganz besonders jene von Clara Haskil. Ihre wie von Trauer umflorte Westminster-Aufnahme der verhalten konzipierten Miniaturen gehören meiner Ansicht nach zum Berührendsten des gesamten Repertoires.

    Christoph Ullrich nun leistet ganze Arbeit, zeigt sich als geschmeidiger, wenn nötig auch energischer Aufklärer über alles Hier und Jetzt der ersten 42 Nummern. In Bereich des Frühstadiums der Essercizi- und Sonatengestaltung Scarlattis sind die rein technischen Hürden noch verhältnismäßig human. Aber auch diese wollen bewältig werden! Dies bedeutet: keine der 30 „Übungen“ geht in die Richtung etwa einer bravourösen Tonrepetitionssonate wie jene in d-Moll (L 422). Man denke nur an die irrwitzig beschleunigten Live-Aufnahmen mit Martha Argerich!. Ulrich beschreibt in allen Umrissen, in der wergweisenden Horizontale wie in den harmonischen Vertikalen souverän das vorhandene Material, verleiht ihm Richtung, setzt Akzente und meidet jede Extrvaganz hinsichtlich der gewählten Zeitmaße. Mit Vorsicht – wie mir scheint – wählt und verteilt er Farbe, wodurch die atmosphärischen Werte in Richtung Helligkeit und Durchsichtigkeit tendieren. Indirekte Beleuchtung, geheimnisvolle Schattierungen gehören – hier im Frühwerk zumindest – nicht zu seinen expressiven Vorlieben.

    Sicher kommt es dem hörenden Erleben zugute, nicht unbedingt alle 30 Studien sozusagen am Stück zu inhalieren. Ähnlichkeiten im werkspezifischen Timbre und im Umfeld der klaviertechnischen Umsetzung könnten unter diesen Umständen dem Interpreten angerechnet werden, obwohl er doch sein Bestes gibt. Ein wenig mehr an Raffinesse, an Bissigkeit und Humor freilich würde Ullrichs Unternehmen in den nächsten Veröffentlichungen nicht schaden. Die Sonaten mit den höheren Kirkpatrick-Nummern werden ihm sicher zu Ausweitungen des gestalterischen Spektrums Gelegenheit geben.

    Für den Hörer ist es von Interesse, hier in einer dem Kirkpatrick-Verzeichnis von K 1 ab aufsteigend folgenden Wiedergabe zu entdecken, das von den 30 Essercizi 29 entweder als Allegro oder als Presto charakterisiert sind, lediglich die Nummer 30 in g-Moll ist mit Moderato überschrieben. Von den Sonaten Nr. 31 – 42 überraschen die Nummern 40 und 42 als klar deklarierte Menuette. Kaum jemand, der Sonaten Scarlattis aus diversen Klavierabenden oder von der selektiven Schallplatte her kennt, dürfte davon Kenntnis haben.

    Die Edition ist in allen klanglichen und informellen Bereichen verantwortungsvoll gefertigt und gestaltet. Hilfreich wäre es, den kommenden Editionen auch die Longo-Zählweise beizugeben. Sie ist vielen Scarlatti-Enthusiasten vertrauter als die später angelegte, philologisch zweifellos bedachtere K-Zusammenstellung. Was es mit jenen „14 unveröffentlichten Sonaten“ auf sich hat, die von der japanischen Cembalistin für Erato (4509-94806-2) eingespielt wurden, könnte mit einer der späteren Ullrich-Ausgaben diskutiert werden, sofern Ullrich auch diese Stücke ins Kalkül zieht.
    Peter Cossé

  4. Piano News 03/14

    (…) Bei alldem ist es stets eine fantastische Musik voller Gemüts- und Stimmungswechsel, die Christoph Ullrich nach seinem jahrzehntelangen Scarlatti-Studium präzise einfängt. Seine Artikulation ist fein und auf penible Genauigkeit abgestimmt. Die Triller perlen und die Schlussphrasen scheinen oft im Raum zu schweben, niemals aber schwere Trennmarken darstellen zu wollen. Auch die Finali verklingen leicht, als wollten sie die Sonaten wie kleine Aphorismen verhauchen lassen. Schön gestaltet Ullrich die oft auf kleinem Raum angelegten Steigerungen.
    Ernst Hoffmann, Piano News

  5. Image Hifi

    (…) Alle 555 Cembalo-Sonaten von Domenico Scarlatti aufzunehmen, klingt das nach einem guten Plan? Was irgendwann frischen Muts begonnen wurde, kann schnell in reiner Pflichterfüllung enden. Aber Christoph Ullrich wäre der richtige Kandidat. Die Interpretationen des in der Kulturgeschichte so beschlagenen Pianisten (mit lesenswertem eigenen Booklet-Beitrag) wirken nie verkopft, sondern tragen immer das Merkmal des Spielerischen und der Spontaneität. Es versteht sich von selbst, dass ihm damit ein vom Intellekt gesteuerter Gestaltungswille nicht abgesprochen werden soll. Doch – warum Scarlatti auf einem modernen Konzertflügel? Überspitzt gesagt, befreit ihn vielleicht gerade die historisch „unkorrekte“ Entscheidung dazu, sich auf die Suche nach all‘ jenen Klängen zu begeben, die ein Steinway D-274 für jemanden bereithält, dem an polierter Perfektion nicht alles und an der Suche nach Farben, Klängen und Wirkungen, insbesondere aber an der Hervorhebung und Charakterisierung von Stimmen im kontrapunktischen Geflecht eine Menge gelegen ist. Fortsetzung unbedingt erwünscht!
    Heinz Gelking, image hifi

  6. MDR, Figaro: Take 5 – Klassikempfehlungen

    An hochkarätigen Einspielungen von Scarlatti-Sonaten herrscht kein Mangel. Ernst zu nehmen im (weltweit) fast inflationären Angebots-Tableau sind nicht nur die legendären Aufnahmen von Weissenberg, Pogorelich, Horowitz, Ross oder Christian Zacharias, sondern darüber hinaus auch zahllose unbekannterer Pianisten/Cembalisten.

    Dazu muss zweifellos der künstlerisch vielgesichtige Buchbinder-Schüler Christoph Ullrich gerechnet werden, der für das Label „Tacet“ sämtliche Sonaten des Neapolitaners aufnehmen wird. Folge 1, eine Doppel-CD, ist jetzt im Handel und übertrifft alle Erwartungen. Selten einmal hat man diese Preziosen dermaßen leicht, federnd, zugleich licht, transparent und dynamisch differenziert vernommen. Auf allen Ebenen ein Plädoyer für die Nuance, für Spielfreude und Durchdringung.
    Martin Hoffmeister

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